Einen fantastischen Tag der Inklusion und des Miteinanders feierten die Teilnehmer des 5. Inklusiven Schachturniers am Samstag in Schönebeck/Elbe. Erstmals über 80 Teilnehmer spielten im Dr.Tolberg-Saal friedlich miteinander um Punkte, Urkunden und Pokale.
Das Organisationsteam – bestehend aus den Vereinen Special Olympics Sachsen-Anhalt (SOSA), dem Allgemeinen Behindertenverband in Sachsen-Anhalt (ABISA) und der Schachabteilung der SG Aufbau Elbe Magdeburg – hatte sich wieder ein buntes Programm ausgedacht. Der erste kleine Höhepunkt war die Eröffnungs-Ansprache des eingeladenen Magdeburger Kabarettisten Lars Johansen, in der er in Aussicht stellte, dass aufgrund des kriegerischen Umgangs beim Schach dieses Turnier das letzte seiner Art sein würde. Gott sei Dank blieben die ausgetragenen Partien im Laufe es Turniers friedlich und wir konnten Lars von dem Gedanken abbringen.
Vor dem Dr. Tolberg-Saal bauten die SOSA-Kräfte Georg, Hannah und Svenja Bewegungsstationen auf, um den Teilnehmern einen kleinen Ausgleich in Form von Bewegungsspielen zu bieten. Zusätzlich war die Petangue-Abteilung von Union Schönebeck vor Ort und bereitete mit ihrer Boule-Anlage viel Spaß. Petanque – auch unter dem Namen Boule bekannt – ist ebenfalls eine Sportart, die wunderbar inklusiv ausgestaltet werden kann. Die Teilnehmer dankten es sehr und nahmen die abwechslungsreichen Angebote rege war.
Der Höhepunkt der Veranstaltung kam nach der Mittagspause: Dr. Christian Walbrach - unser Landesbeauftragte des Landes Sachsen-Anhalt für Menschen mit Behinderungen - brachte zwei FCM-Trikots mit zur Veranstaltung – eine Sonderedition eines Pokal-Trikots, garniert mit den Unterschriften aller Clubspieler. Die Versteigerung der Trikots für einen guten Zweck war geplant. Das wollten Vilen Rafayevych und Prof. Matthias Haase vom Projekt „Miteinander Matt“ nicht auf sich sitzen lassen und überreichten dem Beauftragten ein Schachbrett mit den Unterschriften der deutschen Schach-National-Mannschaften der Damen wie der Herren. Dieses Schachbrett kam ebenfalls unter den Hammer. (Vilen und Prof.Haase sind ebenfalls seit zwei Jahren fest mit dabei. Begonnen mit einer Inklusiven Schach-App planen die beiden aktuell eine Studie für die Wirksamkeit des Schachspiels auf die kognitive Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen. Wir sind gespannt, wie es weiter geht.)
Zurück zum Turnierhöhepunkt: Die Versteigerung wurde nach amerikanischer Art veranstaltet und Turnierleiter Jens Windelband mit einem Spendenglas ausgestattet. Wenn er gewusst hätte, was in den nächsten Minuten auf ihn zukam, hätte er es bestimmt delegiert. Und so rannte er – bald schweiß-überströmt – vor und zurück, kreuz und quer, mal linksrum, mal rechtsrum durch den Turniersaal und sammelte 331 EUR an Spenden für ein regionales inklusives Projekt ein. Das Geld erhalten die Bogenschützen vom Bierer Berg, die Bogen schießen auch für Menschen mit Beeinträchtigungen möglich machen wollen. Nachfolgend wurde das signierte Schachbrett für 50 EUR versteigert und das zweite FCM-Trikot brachte nochmal 50 EUR ein. Mit einer abschließenden Spende, um die Sache rund zu machen, wurde die großartige Spendensumme von 450 EUR zusammengetragen. Sehr zur Freude von Herrn Scheunemann, der die Spende direkt in Empfang nahm und den Teilnehmern seinen Dank aussprach.
Schach wurde nebenbei auch gespielt, 83 Teilnehmer spielten miteinander um die Wette. 49 Teilnehmer - aus verschiedenen Einrichtungen, aber auch viele Privatpersonen – zeigten, dass das Turnier viele Menschen erreicht, die nicht im Schachsport organisiert sind. Eine große Anzahl von Teilnehmern der Werkstätten zählen bereits als Stammgäste und wir freuen uns jedes Jahr auf das gemeinsame Wiedersehen. Für Aufsehen sorgte eine neue Gruppe vom Institut für Berufspädagogik Magdeburg, die eine Delegation von Ärzten zum Turnier entsandte. Mit einem launischen T-Shirt-Spruch „Schach – Mein Arzt sagt, es ist unheilbar“ sorgten sie für gute Stimmung und landete auch weit vorne in der Breitensport-Wertung (für Teilnehmer ohne DWZ). Eine weitere Wertung wurde für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung vom Special Olympics vorgenommen. In dieser Wertung werden „gleichstarke“ Leistungsgruppen gebildet und die Teilnehmer dieser Gruppen dann untereinander ausgezeichnet: mit Teilnehmer-Schleifen und Medaillen.
Das Gesamtturnier gewannen Florian Armbrust und Jakob Nönnig (beide Aufbau Elbe Magdeburg) vor Karsten Zamzow (Magdeburg). Jakob führte nach 6 Runden bereits mit einem Punkt Vorsprung, unterlag Florian aber im direkten Duell. Punkt- und buchholzgleich musste die Drittwertung über die Pokalvergabe entscheiden. Jakob erhielt als Zweiter ein handsigniertes Buch von Phil Hubbe, dem Zeichner von Behinderten-Cartoons und dem Gestalter der Logos des Inklusiven Schachturniers. So konnte Stefan Knappe, der Ideengeber des Turniers, die Teilnehmer glücklich nach Hause schicken und das Turnier für beendet erklären. Natürlich nicht ohne eine sechste Auflage des Turniers zu versprechen.
Jens Windelband